Autofahren mit Pflegegrad

Autofahren mit Pflegegrad
Autofahren mit Pflegegrad

Autofahren mit Pflegegrad – Geht das überhaupt?

Für manche Pflegebedürftige ist Autofahren trotz oder mit Pflegegrad ein wichtiges Thema, dass einer innerlichen Auseinandersetzung bedarf oder mit Freunden bzw. Angehörigen diskutiert wird. Für andere Menschen mit Pflegegrad hingegen ist der Verzicht auf den PKW bei eingeschränkter Mobilität hingegen selbstverständlich, für andere wiederum nicht.

Was für das Autofahren mit Pflegegrad und was dagegenspricht und welche Alternativen es gibt, haben wir deshalb in diesem Beitrag zusammengefasst.

Kann der Führerschein ohne Grund im Alter entzogen oder bei vorhandenem Pflegegrad entzogen werden?

 Zunächst einmal stellt sich die Frage, ob es rechtlich überhaupt möglich ist, den Führerschein im Alter bzw. bei vorliegendem Pflegegrad zu entziehen oder ob zum Beispiel Meldepflichten bestehen. Grundsätzlich gilt der deutsche Führerschein zum Führen von PKW lebenslang, d. h. auf Lebenszeit. Das Erreichen einer bestimmten Altersgrenze oder das Vorliegen eines Pflegegrades sind keine Vorkommnisse, die zum Entzug der Fahrerlaubnis führen, auch wenn Altersgrenzen bzw. damit verbundene Leistungsnachweise z. B. zum Reaktionsvermögen schon des Öfteren Gegenstand politischer Überlegungen waren.

Zum Entzug des Führerscheins führen also genau wie allen Menschen auch Verkehrsdelikte oder sonstige Delikte, die mit einer Fahrererlaubnis bestraft werden. Allerdings gilt hier, dass der Entzug grundsätzlich nur vorübergehend ist. Das heißt mit Ablauf dieser Frist und gegebenenfalls einer erfolgreich durchgeführten MPU (Medizinisch-Psychologische-Untersuchung) erlischt das Fahrverbot wieder.

Ein dauerhafter Führerscheinentzug droht jedoch bei schweren chronischen Erkrankungen bzw. schweren Formen dieser Krankheiten. Hierzu gehören zum Beispiel Diabetes, Parkinson, Epilepsie, Bluthochdruck, Demenz oder ein erhöhtes Herzinfarkt- bzw. Schlaganfallrisiko. Mit Blick auf die Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung können folglich Ärzte zum Selbstschutz und zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer die uneingeschränkte Fahrtüchtigkeit aberkennen. Dies hat den Entzug der Fahrerlaubnis zur Folge. Allerdings gilt auch hier, dass die Bewertung einer solchen Erkrankung alters- und pflegegradunabhängig erfolgt. Ein dauerhafter bzw. lebenslanger Entzug der Fahrerlaubnis wäre auch durch mehrfach nicht bestandene MPUs und eine ärztliche Begutachtung möglich, wenngleich dieser Fall als sehr unwahrscheinlich gilt.

Bei den aufgeführten Krankheiten bzw. Erkrankungen handelt es sich jedoch um typische Alterserkrankungen bzw. Alterserscheinungen aufgrund derer neben Erkrankungen am Bewegungsapparat ein Pflegegrad zugeteilt wird. Insofern besteht zumindest ein mittelbarer Zusammenhang zwischen einem möglichen Führerscheinentzug und einem vorliegendem Pflegegrad aufgrund von Alterserkrankungen bzw. Alterserscheinungen.

Nach dieser sachlich rechtlichen Betrachtungsweise wir nun wie eingangs erwähnt einen Blick darauf, was für das Autofahren mit Pflegegrad und was dagegenspricht.

PKW Fahren mit oder trotz Pflegegrad – Was spricht dagegen?

  • Nachlassendes Reaktionsvermögen: Erwiesenermaßen lässt das Reaktionsvermögen mit zunehmendem Alter bei vielen Menschen nach. Reaktionsvermögen ist jedoch im Straßenverkehr unerlässlich, um z. B. in Gefahrensituationen schnell und angemessen zu handeln. Mangelt es an Reaktionsvermögen, kann dies ein Sicherheitsrisiko für einen selbst aber auch andere Verkehrsteilnehmer darstellen
  • Ängste: Die Angst vor Schmerzen z. B. durch ruckartige, aber zugleich notwendige Bewegungen, wie z. B. einen Schulterblick kann auch zur Einschränkung der Fahrtüchtigkeit führen. Gleiches gilt für das Verlassen des PKW bei einem Unfall bzw. in Notsituationen
  • Stress: Hinzu kommt ein höheres Stresslevel durch zunehmend weniger Fahrpraxis. Geänderte Verkehrsführungen oder unbekannte Situationen können zusätzlich Stress fördern

Im Ergebnis geht es darum zu beurteilen, ob man als Autofahrer mit Pflegegrad der Verantwortung gegenüber sich selbst sowie selbstverständlich auch anderen Verkehrsteilnehmern gerecht werden kann oder nicht.

Autofahren mit Pflegegrad
Autofahren mit Pflegegrad

Autofahren mit oder trotz Pflegegrad – Was spricht dafür?

  • Technische Hilfsmittel: Es gibt eine Vielzahl technischer Hilfsmittel z. B. z. B. Lenk- und Bremshilfen, die das Autofahren mit Pflegegrad erleichtern bzw. ermöglichen. Hinzu kommen zahlreiche technische Neuerungen wie Rückfahrkamera, Spurhaltehalteassistent, Notbremssysteme, Abstandshalter, Ein- und Ausparkhilfen usw., die für zusätzliche Sicherheit sorgen.
  • Fehlende Alternativen: In manchen, vor allem ländlichen Regionen, ist der Einsatz des PKW und Autofahren mit Pflegegrad nahezu alternativlos, da öffentliche Verkehrsmittel nur eingeschränkt verkehren oder deren Benutzung umständlich ist. Das Erreichen der Haltestelle birgt mitunter mehr Risiko oder bereitet mehr Umstände als die Fahrt mit dem PKW. Auch steuern öffentliche Verkehrsmittel nur bestimmte Haltepunkte an, sodass z. B. der Transport von Einkäufen praktisch unmöglich ist.
  • Seniorengerechte PKW: Die Auswahl an Autos mit hohem Einstieg ist reichlich. Ob Kompakt-Van oder SUV, nahezu jeder Hersteller führt mehrere Modelle, die sich optimal für Menschen mit eingeschränktem Bewegungsapparat eignen
  • Selbstständigkeit und Unabhängigkeit: Das wohl wichtigste Argument für das PKW-Fahren mit Pflegegrad ist der Erhalt von Selbstständigkeit und Unabhängigkeit. Zu entscheiden, wann man Einkaufen fährt oder Freunde, Kinder und Enkelkinder besucht, ohne auf öffentliche Verkehrsmittel oder ein Taxi angewiesen zu sein, bedeutet vielen Menschen sehr viel. Es bedeutet Lebensqualität, Freiheit, Selbstständigkeit und Unabhängigkeit

Welche Lösungen gibt es, um auf das Autofahren mit Pflegegrad zu verzichten bzw. dies zu erleichtern oder die Fahrten einzuschränken?

 Wir möchten uns nicht für oder gegen das Autofahren mit Pflegegrad aussprechen. Eine Beurteilung hängt stets vom Einzelfall und gegebenenfalls der Einschätzung und Expertise eines fachkundigen Arztes ab. Letztendlich sollten die Vernunft und eine realistische Einschätzung der eigenen Fahrtüchtigkeit maßgeblich darüber entscheiden, ob Autofahren trotz oder mit Pflegegrad möglich ist.

Dennoch möchten wir an der Stelle mögliche Lösungsansätze aufzeigen, bei der Überlegung „Fahre ich mit Pflegegrad noch Auto bzw. kann ich das“, eine Rolle spielen können:

  • Fahr- und Kurierdienste: Die Alltagsbegleitung ist mittlerweile ein wesentlicher Bestandteil von ambulanten Pflegediensten. Fahr- und Kurierdienste gehören dabei zum Leistungskatalog von Pflegediensten. Auch bieten viele Kommunen so genannte Seniorentaxen an. Seniorentaxen sind speziell auf die Bedürfnisse von Senioren abgestimmt und bieten Fahrten meist zu einem sehr günstigen Pauschalpreis an.
  • antizyklisches Handeln und Vermeidung von Stoßzeiten: Wer sich bewusst ist, dass PKW-Fahrten zur Rush Hour erheblichen Stress bedeuten, sollte versuchen, Stoßzeiten zu vermeiden. Weniger Verkehr bedeutet meist weniger Stress
  • Onlinekauf: Auch wenn dieser Vorschlag zunächst etwas weit hergeholt erscheinen mag, so kann er jedoch manchen Menschen helfen, Besorgungen, anstatt mit dem PKW, online zu erledigen.
X